25.07.2023
Orgelsymposium in Buttstädt

Was wird aus der Orgel von Johann Tobias Krebs? – Einladung zum Symposium Buttstädt liegt etwa 20 Kilometer nordöstlich von Weimar. Wer heute die dortige Michaeliskirche betritt, ist zunächst überwältigt von der Größe des Raumes sowie von der Ausmalung durch den italienischen Kunstmaler Francesco Domenico Minetti von 1720 und stellt bei genauerem Hinsehen fest, dass das Gebäude noch einige bauliche Mängel hat. Die Orgel sieht von unten beeindruckend aus, doch sie erklingt schon seit Jahren nicht mehr…

Buttstädt – ein geschichtsträchtiger Ort

Im Jahr 1721 übernimmt Johann Tobias Krebs (1690-1762), Vater des überregional wohl eher bekannten Johann Ludwig Krebs (1713–1780), das Organistenamt in Buttstädt, nachdem er schon zehn Jahre im nahegelegenen Buttelstedt als Organist tätig war und zum Unterricht nach Weimar zu Johann Gottfried Walther sowie Johann Sebastian Bach ging.[1]

Zu diesem Zeitpunkt war Johann Anthon Mylius (1657-1724) Superintendent zu Buttstädt. Er hatte den Text für die erst 2005 durch Michael Maul entdeckte Aria „Alles mit Gott und nichts ohn‘ ihn“ von Johann Sebastian Bach verfasst.[2]

Die ältesten, heute vorhandenen Orgelteile wurden auf Grund eines Kontraktes von 1696 durch Peter Heroldt erbaut – bemerkenswerterweise im Pedal bis f‘! 1701 nach der Fertigstellung durch Orgelmacher Fincke eingeweiht, waren diverse Mängel 1703 immer noch nicht abgestellt. In den Jahren 1764-1766 wurde unter Krebsens Nachfolger das Pedal klanglich erweitert, was auch mit einer optischen Erweiterung des Orgelprospektes verbunden war. Ein weiterer großer Eingriff geschah 1847, als das Instrument den damaligen klanglichen Wünschen angepasst wurde. Im Jahr 1933 erfolgten die letzten Veränderungen: Trakturumhängung, neue Klaviaturen sowie Umdisponierung als zeitgemäße Annäherung an den ursprünglichen barocken Klang.[3] 1978 stürzte ein Teil der Kirchendecke ein, sodass die Kirche nicht mehr genutzt werden konnte und die Orgel nicht mehr erklungen ist. Sie wurde später in Teilen ausgelagert und mehrfach unfachmännisch umgelagert. Seit 2003 kann die Kirche wieder regelmäßig genutzt werden. Die vorhandenen Orgelteile wurden 2021 erfasst und wieder an den ursprünglichen Ort gebracht.

Die heutige kirchliche Situation in Buttstädt ist nicht mit den Verhältnissen im 18. Jahrhundert vergleichbar. Zunächst muss auch das Kirchengebäude instandgesetzt sein. Diese Zeit sollte genutzt werden, um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie könnte eine Konzeption für das Instrument aussehen, die einerseits dem besonderen historischen Ort, aber auch der gegenwärtigen kirchlichen und gesellschaftlichen Realität gerecht wird? Diese Konzeption zu finden, soll ein geplantes Kolloquium helfen, zu dem wir herzlich einladen!

Orgelsymposium

Folgendes ist geplant:

Freitag, den 29.9. 2023

17.00 Uhr           Andacht zum Michaelistag in der Michaeliskirche Buttstädt

anschließend Fahrt nach Rastenberg

18.30 Uhr           Vorstellung der gerade restaurierten Schulze Orgel mit Konzert Prof. Martin Sturm

Samstag, den 30.9. 2023

9.00 Uhr              Besichtigung der Orgel in Buttstädt für Interessierte

10.00 Uhr           Symposium im historischen Ratssaal Buttstädt

- Einführung in die Geschichte des Instrumentes Christoph Zimmermann, Erfurt

- Die Orgel im kirchengemeindlichen Kontext

- Musikwissenschaftler: Zur musikgeschichtlichen Bedeutung von Buttstädt und dieser Orgel Dr. Michael Maul, Musikwissenschaftler am Bach-Archiv Leipzig,

- Denkmalpfleger: Zur Bedeutung dieser Orgel Albrecht Lobenstein, Vertretern des Thüringer Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie

- Organisten: Was ist wünschenswert? Prof. Anna-Victoria Baltrusch, Hochschule für Kirchenmusik Halle, Mike Nych, Kreiskantor Apolda und Prof. Martin Sturm, Hochschule für Musik Weimar

- Orgelbauer: Was ist machbar? Andreas Saage, Orgelbauer, Bonn, Joachim Stade, Orgelbaumeister Waltershausen und Kristian Wegscheider, Orgelbaumeister Dresden

- Mittagspause mit Imbiss

anschl. Diskussion: Moderation Claus Fischer, mdr

16.30 Uhr Besichtigung und Kurz Konzert der Weißhaupt-Peternell-Orgel in Buttelstedt mit Svenja Reis

Bitte melden Sie sich bis 15.09. im Pfarramt (E-Mail: pfarramt.buttstaedt@ekmd.de) an. So können wir besser planen. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen in Apolda und Weimar.

Vor genau 300 Jahren schreibt Johann Tobias Krebs an den Rat der Stadt von seiner „höchsten Noth wegen meiner heulenden Orgel“ - dem muss heute hinzugefügt werden, dass das Instrument seit 45 Jahren verstummt ist…

 

[1] siehe Hans Löffler „Johann Tobias Krebs und Matthias Sojka, zwei Schüler Joh. Seb. Bachs“ in Bach-Jahrbuch 1940-1948 S. 136

[2] siehe Michael Maul „Alles mit Gott und nichts ohn‘ ihn – Eine neu aufgefundene Aria von Johann Sebastian Bach“ in Bach-Jahrbuch 2005 S. 7 – BWV 1127

[3] Eine ausführliche Geschichte der Orgel siehe Hans Schmidt-Mannheim „Die Peter-Heroldt-Orgel in Buttstädt“ in Acta Organologica Bd. 28 S. 155 ff